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Foto in die Ausstellung

© Stiftung Berliner Mauer, Foto: Ute Klein

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Ausstellung

Flucht im geteilten Deutschland

Die Ausstellung am historischen Ort dokumentiert Ursachen, Verlauf und Folgen der deutsch-deutschen Migrationsbewegung von 1949 bis 1990. Sie richtet den Blick auf beide Seiten der innerdeutschen Grenze und beleuchtet die Abwanderung aus der DDR in die Bundesrepublik als gemeinsamen Faktor in der Entwicklung der beiden Staaten.

Die Ausstellung lädt dazu ein, den Spuren der Menschen zu folgen, die das Notaufnahmelager nach ihrer Flucht oder Ausreise durchliefen. Ihre persönlichen Erfahrungen werden spannungsreich mit politischen Entwicklungen in Ost und West in Beziehung gesetzt: Was waren ihre Gründe, die DDR zu verlassen? Wie gelang es ihnen, die Grenze trotz Verbot und Kontrolle zu überwinden? Vor welchen Herausforderungen standen sie nach ihrer Ankunft im Westen? Auf rund 450 m² erwarten Sie sieben Themenräumen mit zahlreichen originalen Objekten, Dokumenten, Fotografien und Medienstationen.

  • Objekte in der Ausstellung
  • Raum Notaufnahmeverfahren

Fortgehen – Ankommen

Für die Menschen aus der DDR war das Notaufnahmelager in Berlin-Marienfelde eine erste Station auf ihrem Weg auf in den Westen. Im Aufnahmeverfahren wurden sie zu einer Nummer unter vielen, doch ist jede ihrer Geschichten einzigartig. Anhand von Zeitzeugenerzählungen und persönlichen Erinnerungsstücken gibt die Ausstellung Einblicke in die Erfahrungen und Erwartungen der Menschen, für die das Notaufnahmelager zur biografischen Schnittstelle wurde zwischen ihrem alten Leben in der DDR und einer noch ungewissen Zukunft.

  • Wilfried Seirings Studentenausweis

    Gehen oder bleiben? 1956 verfasst der Student Wilfried S. eine Solidaritätsadresse an die aufständischen Studierenden in Ungarn. Die Folge: Er wird für ein Jahr vom Studium ausgeschlossen. Wilfried S. entschließt sich zur Flucht.

  • Ein historisches Foto von Charlotte B.

    Seit 1931 bewirtschaftet Charlotte B. ihren Hof, der seit mehreren Generationen im Familienbesitz ist. In der DDR muss sie den Großteil ihrer Ernte an den Staat abliefern. Nach ihrer Flucht 1951 wird ihr Hof Sitz der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft, ihr Wohnhaus das Kulturhaus des Dorfes.

  • Reginas Puppe Paulikat

    Obwohl es ihre Lieblingspuppe ist, nimmt die 10-jährige Regina sie nicht mit in den Westen. Ihre Eltern haben ihr nicht gesagt, dass sie von einem Wochenendausflug nie mehr nach Hause zurückkehren wird.

  • Teddybär

    Geheimer Code. Der Teddy der 12-jährigen Andrea dient als Erkennungszeichen für den Fluchthelfer, der sie, ihre Schwester und ihren Vater im Kofferraum seines Autos in den Westen schmuggeln soll.

  • Schreibmaschine

    Ihre alte Schreibmaschine packt Anna H. vor ihrer Ausreise nach West-Berlin in den letzten der Umzugskartons. Zuvor hatte sie darauf Seite um Seite der Umzugsliste getippt, auf der sie jedes Stück, das sie mitnimmt, dokumentieren muss.

  • Rucksack von Familie K.

    In diesem Rucksack transportiert Familie K. den Bolzenschneider, mit dem der Vater 1973 den Grenzzaun zwischen der ČSSR und Österreich durchtrennen will. Die Flucht scheitert, die Eltern und vier Kinder werden für zwei Jahre getrennt.

  • Gedicht von Wolfgang S.

    Heimweh und Hoffnung auf bessere Zeiten. Das Gedicht verfasst Wolfgang S. kurz nach seiner Flucht nach West-Berlin. Zusammen mit seiner Brieftasche kommt es ihm im Notaufnahmelager abhanden und wird dort von der Lagerverwaltung als Fundsache jahrzehntelang verwahrt.

  • Eine Kamera aus der Ausstellung

    Diese Kamera hat die Familie W. 1956 aus der DDR mitgenommen und dokumentiert mit ihr die schwierigen Anfangsjahre im Westen.

  • Ein beschrifteter Bierdeckel

    Diesen Bierdeckel verschickt der junge Erhard W. 1962 als Gruß an seine Mutter in der DDR.

Aufnehmen

Das Notaufnahmelager erfüllte viele Funktionen: Es diente der Unterbringung und Versorgung der Ankommenden, aber auch ihrer Überprüfung und Weiterleitung. Hier wurden Weichen für den weiteren Lebensweg im Westen gestellt. Die in der Ausstellung präsentierten Hinterlassenschaften der Lagerverwaltung vermitteln, vor welche Herausforderungen sich Politik und Verwaltung gestellt sahen und wie versucht wurde, die Immigration aus der DDR zu steuern.

  • rote Wartemarken

    Gegenstände wie diese roten Wartemarken zeigen auch heute noch, dass das Warten eine prägende Erinnerung an die Zeit im Notaufnahmelager ist.

  • Stempelinstallation in der Erinnerungsstätte

    Im Aufnahmeverfahren wird geprüft, wer als politischer Flüchtling eine Aufenthaltserlaubnis für die Bundesrepublik und West-Berlin erhält und damit Anrecht auf staatliche Unterstützung hat.

     

  • Gerät zur Desinfektion

    Gerät zur Vernichtung von Kleiderläusen. Das Flüchtlingslager ist zeitweise stark überbelegt, die Verantwortlichen sind deshalb besonders um Hygiene besorgt. Direkt nach der Anmeldung und noch vor der ersten Befragung müssen die Geflüchteten zum Ärztlichen Dienst. Untersuchungen und Desinfektionen sollen verhindern, dass sich ansteckende Krankheiten im Lager verbreiten.

  • Karteikarten in einem Schrank

    Auf Abertausenden von Karteikarten erfasst der Fürsorgerische Dienst den Werdegang der Ankommenden. Neben persönlichen Daten werden hier alle Hilfeleistungen notiert, die die Geflüchteten erhalten.

  • Der Hut einer Stewardess

    In den 1950er Jahren können nur 5-10% der Aufgenommenen in West-Berlin bleiben. Alle anderen werden auf die Bundesländer verteilt und ausgeflogen.

  • Zahnbürste

    Viele der Menschen, die sich in Marienfelde melden, kommen ohne Gepäck. Hier werden sie mit den Nötigsten versorgt.

  • Schild "Fotografieren verboten"

    Zum Schutz der Geflüchteten und ihrer Angehörigen in der DDR darf im Aufnahmelager nicht fotografiert werden. Fotos und Daten der Menschen könnten von Spitzeln an DDR-Behörden übermittelt werden.

  • Eine Tasse aus der Ausstellung

    Allererste Dinge. Ein Tisch, drei Stühle, ein Kleiderschrank und etwas Küchengeschirr zählen zu den ersten Anschaffungen der Familie Nieske nach ihrer Flucht 1953. Die Kosten trägt die Gemeinde, in der sie sich anfangs niederlassen.

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